Joggen für ein müllfreies Murufer

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Die IG Alpbach Graz organisierte auch dieses Jahr wieder ein Event im Zeichen der Mitmenschlichkeit und/oder des Umweltschutzes. Dem Gebot des Social Distancings folgend, gingen die Alumni in Graz entlang des Murufers „ploggen“.

„Ploggen“ – eine umweltbewusste Trendsportart. Das Wort setzt sich aus dem schwedischen Wort für aufheben „plocka“ und Jogging zusammen. Zwei Tage lang hat sich die IG Alpbach Graz Anfang Juni diesem Sport verschrieben und beim Laufen entlang des städtischen Murufers Müll gesammelt. Ausgestattet mit Handschuhen und Müllsäcken starteten die Plogger*innen in der neuen Augartenbucht los und liefen in Zweiergruppen auf beiden Uferseiten nach Norden und Süden.  Am Weg pickten sie Einwegschutzmasken, Spielzeug und Bierdosen auf, erforschten die Böschung der rechten Murseite und säuberten den vermüllten „Grazer Dschungel“. „Zuerst habe ich mich bei der Arbeit geekelt. Besonders im schwierigen Gelände kam aber schnell der Spaß an der Bewegung. Das gemeinsame Sammeln hat der Aktion einen ganz eigenen Charakter gegeben“, sagt Teilnehmer Thomas Haunsberger.

Zwölf volle Müllsäcke

Die Ausbeute der Tour kann sich sehen lassen: Insgesamt füllten die Teilnehmer*innen zwölf 60-Liter-Säcke. IG-Präsidentin Lisa Schantl hat das Resultat überrascht und gleichermaßen schockiert. „Es ist unglaublich, wie viel Müll man innerhalb kürzester Zeit entlang der Mur findet. Ich wurde durch die Aktion auf jeden Fall noch sensibler für den Umgang mit Abfall. Vielleicht haben wir beim Sammeln ja auch ein paar Passanten zum Nachdenken angeregt,“ sagt sie.

Organisation mit Corona

Als sich das Organisationsteam im Februar erste Gedanken zum heurigen Projekt machte, lag COVID-19 noch in ostasiatischer Ferne. Niemand ahnte, dass sich das Virus innerhalb weniger Wochen auf der ganzen Welt ausbreiten und damit auch die Eventplanung auf den Kopf stellen würde. Hatten sich vergangene Projekte vor allem am Wohl von Menschen orientiert, fiel diese Option coronabedingt heuer weg. „Die Coronakrise traf auch das Organisationsteam des diesjährigen ehrenamtlichen Projekts völlig unerwartet. Mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens konfrontiert, mussten wir uns rasch nach Alternativen zu den gesellschaftlichen Hilfsprojekten der vergangenen Jahre umschauen“, so Projektleiter Konstantin Klug.

Mit dem Plogging fand sich schließlich eine Alternative, die Mensch und Umwelt zugutekam. „Aus unserer Sicht ist das Projekt ein voller Erfolg geworden – auch so manchem Passanten gefiel das ehrenamtliche Engagement junger Menschen. Das Organisationsteam möchte sich bei allen für die tatkräftige Unterstützung bedanken!“, sagt Klug.

Der Dank für die Berichterstattung geht an EFA 2019 Stipendiatin
Julia Pabst.

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Zukunft für USA und Österreich

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Vor einer Woche, als die Universität Graz noch ihrem regulären Betrieb nachging, teilte der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Österreich, S.E. Trevor D. Traina, seine Visionen und Aussichten für die USA mit zahlreichen Studierenden im neuen Hörsaal der Universitätsbibliothek. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Universität Graz abgehalten.

Der Rektor der Universität Graz, Martin Polaschek, eröffnete den Abend und befeuerte sogleich den Sympathiewert des Botschafters. Immerhin stammt Traina aus dem Napa Valley in Kalifornien, einer Gegend, die – so wie die Steiermark – für ihren Weinbau berühmt ist.

Traina verbindet aber noch mehr Persönliches mit Österreich: Auch sein Großvater übte die Rolle des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika in Österreich aus. Traina besuchte daher schon als Kind unser Land und fand wohl sogleich Gefallen am österreichischen Lebensstil. Zusätzlich lebte er auch unter Gouverneur Arnold Schwarzenegger in Kalifornien. „Daher sage ich oft: Ich bin der erste Botschafter der einen österreichischen Gouverneur hatte“, so Traina.

Nach den Grußworten von Klaus Poier und Polaschek kam Traina in seinem Vortrag alsbald zum Thema: Der Rolle der USA im 21. Jahrhundert. Die Gefahr bei einer Analyse dieser Rolle sei, dass viele Menschen meinten, Amerika zu verstehen, betonte Traina gleich zu Beginn. Es sei aber jeder Bundesstaat im Einzelnen zu betrachten, da keiner dem anderen gleiche. Das mache Amerika und seine Strategien äußerst komplex.

Auf eine Strategie ging Traina genauer ein, die Außenpolitik. Diese setze sich aus drei Säulen zusammen: Austausch, Vorrangigkeit der USA, und der Bewusstmachung, dass eine erneute Wettbewerbs-Ära angebrochen sei. Teil der ersten Säule sei auch die Analyse der Verbündeten, die es realistisch zu betrachten gelte. Zur zweiten Säule meinte Traina, dass diese Vorrangigkeit („America first“) oft missverstanden werde. Es gehe hierbei in erster Linie darum, die Interessen des eigenen Landes und der eigenen Bevölkerung mit internationalen zu vergleichen und abzuwägen.

Der Blick auf andere Länder ließ Traina darauf schließen, dass die Beziehung zwischen den USA und Österreich selten besser gewesen sei. Er betonte die zweite ausgesprochene Einladung unseres gegenwärtigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz zu einem Treffen mit Donald Trump, der aufgrund der aktuellen Krisensituation noch nicht Folge geleistet werden konnte. Außerdem seien sich beide Staaten durch geteilte wirtschaftliche Ambitionen und Perspektiven äußerst nah.

Das zweite Land, das er aufgriff, war China. Dass er dieses nicht zu den Allianzen der USA zählte, ging klar hervor. „Eine Sache, für die die aktuelle Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika in Erinnerung bleiben wird, ist, dass sie als erste auf die neue Rolle Chinas aufmerksam machte“, so Traina. Das daraus entstehende Kräftemessen meine aber nicht notwendigerweise kriegerische Auseinandersetzungen. Aber es sei ein Weckruf, dass die neuen Herausforderungen ernst genommen werden müssen.

Im Anschluss an Trainas Vortrag hatte das Publikum unter Moderation von Roberta Maierhofer vom Zentrum für Inter-Amerikanische Studien die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Traina wurde zu Themen von Gleichberechtigung über Klimawandel bis hin zu der Rolle der USA im Nahen Osten um ein Kommentar gebeten. Die Rolle der Staaten im 21. Jahrhundert wird sich aber wohl erst genauer nach der anstehenden Wahl im Herbst zeigen.

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„Nach.gedacht.2019“ –Diskurs zwischen unterschiedlichen Alpbach-Generationen

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Von Freitagabend bis Samstag, dem Wochenende vom 4.-5. Oktober 2019, veranstaltete der Club Steiermark zum ersten Mal sein neues Seminarformat „nach.gedacht“. Stipendiatinnen und Stipendiaten aus unterschiedlichen Jahrgängen diskutierten im Steiermarkhof in Graz über internationale Politik, das österreichische Gesundheitswesen und digitale Kommunikation.

Herwig Hösele begrüßt Kurt Salamun und die Teilnehmenden. (c) Julia Pabst

Das Europäische Forum Alpbach steht für einen interdisziplinären Gedankenaustausch. Diesen Spirit brachte der Club Steiermark am 4. und 5. Oktober 2019 nach Graz. Im Rahmen der neuen Formatreihe „nach.gedacht“ lud der Club ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten zum Diskutieren ein. Bei der Veranstaltung trafen Erststipendiatinnen und -stipendiaten auf alte Alpbach Granden. Neben dem wissenschaftlichen Diskurs stand auch der persönliche Kontakt im Vordergrund.

Kurt Salamun über Karl Popper und die offenen Gesellschaft. (c) Julia Pabst

Am Freitagabend waren alle Augen und Ohren auf Univ.-Prof. Kurt Salamun gerichtet als jener über Karl Popper und die Zukunft unserer Demokratie referierte. Ausgehend von seinen Darlegungen über Poppers offene Gesellschaft diskutierte er im Anschluss mit Prof. Herwig Hösele von der Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform, Verena Schaupp von der Kleinen Zeitung und Verena Marchner vom Club Alpbach Steiermark und der IG Alpbach Graz über die Entwicklung unserer Demokratie. Darin verwies Salamun unter anderem auf die Notwendigkeit eines einheitlichen Regelwerks innerhalb der EU gegenüber digitalen Unternehmen und Hösele betonte die Unabdingbarkeit von politischer und medialer Bildung, digitaler Kompetenz und Geschichtsbewusstsein als Mittel gegen aufkeimenden Populismus. Abgerundet wurde der Abend durch geselliges Beisammensein beim Buffet.

Die anschließende Podiumsdiskussion dreht sich um die Zukunft der Demokratie. (c) Julia Pabst

Am darauffolgenden Vormittag wurden zwei Seminare parallel angeboten:

Im Seminar „Die EU und Afrika – zukunftsträchtige Beziehung auf Augenhöhe?“ sprachen Anna Vambe von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und Stefan Windberger von der Unido über die politische und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas. Sie boten ein differenziertes Bild eines inhomogenen Kontinents, dessen Potential in Europa vielfach unterschätzt wird und erzählten von ihrem Berufsalltag in der internationalen Entwicklungshilfe.

Ein Seminar zur Frage, wie es um unser Gesundheitssystem steht. (c) Julia Pabst

Zeitgleich boten Elmar König vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Helene Prenner von ELGA und Maria Anna Smolle von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie in Graz detaillierte Einsichten in das Österreichische Gesundheitssystem. Im Seminar „(Woran) Krankt unser Gesundheitssystem?“ galt es, das bestehende System verstehen zu lernen und Verbesserungspotential zu erkennen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten gemeinsam mit den Vortragenden ein informelles Gesundheitsprogramm für die kommende Regierung.

Nach der Mittagspause folgten die Nachmittagsseminare, die ebenfalls parallel abliefen:

Mitten im Brexitchaos boten Almina Bešić vom Department of International Management an der Johannes Kepler Universität Linz und Markus Hauser von der Britischen Botschaft, Department of International Trade, in Wien einen strukturierten Überblick der Thematik. In ihrem Seminar „Brexit – der Anfang einer neuen Zusammenarbeit oder das Ende der europäischen Integrationsidee?“ analysierten die Vortragenden, wie es zum Brexit kommen konnte und welche Auswirkungen der Austritt für Großbritannien und die EU haben wird. Anschließend debattierten die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer über ihre persönlichen Prognosen für den endgültigen Verhandlungsausgang.

In diesem Seminar fokussierte man sich auf das Zusammenspiel von Politik und Social Media. (c) Julia Pabst

Einen Raum weiter hielten Julian Ausserhofer von der Universität Wien und Clemens M. Schuster von Bon Plein in Zürich ein Seminar mit dem Titel „Politische Diskussionen & Soziale Medien – Kann das gut gehen?“. Neben einer allgemeinen Einführung in die Kommunikationstheorie, boten die Vortragenden anhand von Praxisbeispielen einen tiefgehenden Einblick in die digitalisierte, politische Kommunikationslandschaft.

Nach.gedacht.2019 schuf Raum für den Austausch von Gedanken, Ideen und Visionen von Mitgliedern der über die Jahrzehnte angewachsenen Gruppe ehemaliger Club Alpbach Steiermark Stipendiatinnen und Stipendiaten. In kleineren und größeren Gruppen konnte sich der Spirit of Alpbach ausbreiten und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Zusammenkunft in gewohnter Alpbach-Manier zusammenbringen. Alpbach für eineinhalb Tage – ein überaus gelungenes Format.

Verfasst von EFA19-Stipendiatin Julia Pabst
und IG-Präsidiumsmitglied Lisa Schantl.

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