Zukunft für USA und Österreich

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Vor einer Woche, als die Universität Graz noch ihrem regulären Betrieb nachging, teilte der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Österreich, S.E. Trevor D. Traina, seine Visionen und Aussichten für die USA mit zahlreichen Studierenden im neuen Hörsaal der Universitätsbibliothek. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Universität Graz abgehalten.

Der Rektor der Universität Graz, Martin Polaschek, eröffnete den Abend und befeuerte sogleich den Sympathiewert des Botschafters. Immerhin stammt Traina aus dem Napa Valley in Kalifornien, einer Gegend, die – so wie die Steiermark – für ihren Weinbau berühmt ist.

Traina verbindet aber noch mehr Persönliches mit Österreich: Auch sein Großvater übte die Rolle des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika in Österreich aus. Traina besuchte daher schon als Kind unser Land und fand wohl sogleich Gefallen am österreichischen Lebensstil. Zusätzlich lebte er auch unter Gouverneur Arnold Schwarzenegger in Kalifornien. „Daher sage ich oft: Ich bin der erste Botschafter der einen österreichischen Gouverneur hatte“, so Traina.

Nach den Grußworten von Klaus Poier und Polaschek kam Traina in seinem Vortrag alsbald zum Thema: Der Rolle der USA im 21. Jahrhundert. Die Gefahr bei einer Analyse dieser Rolle sei, dass viele Menschen meinten, Amerika zu verstehen, betonte Traina gleich zu Beginn. Es sei aber jeder Bundesstaat im Einzelnen zu betrachten, da keiner dem anderen gleiche. Das mache Amerika und seine Strategien äußerst komplex.

Auf eine Strategie ging Traina genauer ein, die Außenpolitik. Diese setze sich aus drei Säulen zusammen: Austausch, Vorrangigkeit der USA, und der Bewusstmachung, dass eine erneute Wettbewerbs-Ära angebrochen sei. Teil der ersten Säule sei auch die Analyse der Verbündeten, die es realistisch zu betrachten gelte. Zur zweiten Säule meinte Traina, dass diese Vorrangigkeit („America first“) oft missverstanden werde. Es gehe hierbei in erster Linie darum, die Interessen des eigenen Landes und der eigenen Bevölkerung mit internationalen zu vergleichen und abzuwägen.

Der Blick auf andere Länder ließ Traina darauf schließen, dass die Beziehung zwischen den USA und Österreich selten besser gewesen sei. Er betonte die zweite ausgesprochene Einladung unseres gegenwärtigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz zu einem Treffen mit Donald Trump, der aufgrund der aktuellen Krisensituation noch nicht Folge geleistet werden konnte. Außerdem seien sich beide Staaten durch geteilte wirtschaftliche Ambitionen und Perspektiven äußerst nah.

Das zweite Land, das er aufgriff, war China. Dass er dieses nicht zu den Allianzen der USA zählte, ging klar hervor. „Eine Sache, für die die aktuelle Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika in Erinnerung bleiben wird, ist, dass sie als erste auf die neue Rolle Chinas aufmerksam machte“, so Traina. Das daraus entstehende Kräftemessen meine aber nicht notwendigerweise kriegerische Auseinandersetzungen. Aber es sei ein Weckruf, dass die neuen Herausforderungen ernst genommen werden müssen.

Im Anschluss an Trainas Vortrag hatte das Publikum unter Moderation von Roberta Maierhofer vom Zentrum für Inter-Amerikanische Studien die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Traina wurde zu Themen von Gleichberechtigung über Klimawandel bis hin zu der Rolle der USA im Nahen Osten um ein Kommentar gebeten. Die Rolle der Staaten im 21. Jahrhundert wird sich aber wohl erst genauer nach der anstehenden Wahl im Herbst zeigen.

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