Alpbach Kick-off: Klimaschutz, wie geht’s weiter?

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Der Club Alpbach Steiermark lud in Vorbereitung auf das diesjährige Generalthema des Europäischen Forums Alpbach “Fundamentals” zu einem Diskussionsabend zu ‘Klimaschutz – das Thema Nummer eins. Wie geht’s weiter?’. Ein Kamingespräch vor der Abendveranstaltung stimmte auf die Diskussion ein.

Die Auswirkungen des Klimawandels gehen mittlerweile auch an den Bewohner*innen der Steiermark nicht mehr still und heimlich vorbei. Der milde Jänner brachte auch an dem Tag der Veranstaltung, dem 23.1.2020, bis zu 7°C ins Land. Die durch diese Beobachtungen steigende Deutlichkeit des Wandels unserer Umwelt zeigte sich auch an der großen Besucherzahl. Von jung bis alt füllte sich der Hörsaal im RESOWI-Gebäude bis in die letzte Reihe. Gespannt lauschten die Anwesenden den Ausführungen der Podiumsdiskutant*innen und brachten ihre eigenen Beobachtungen in die Debatte ein. 

Kamingespräch mit Karl Steininger

Vor der abendlichen Diskussion allerdings trafen sich Mitglieder der IG Alpbach Graz zum ersten Kamingespräch außerhalb der Idylle Alpbachs. Karl Steininger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Graz und dem Wegener Center for Climate and Global Change, sprach im kleinen Rahmen mit ehemaligen Alpbach-Stipendiat*innen über diverse Aspekte des Klimawandels. 

Durch seine kürzliche Rolle als Berater der Regierungsverhandlungen brachte er eine besonders facettenreiche Expertise mit und nahm sowohl Bezug auf die im Regierungspaket verhandelten relevanten Bereiche zum Klima als auch zu globalen wirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Ansätzen. Von Modellen der CO2-Bepreisung über grüne Energiegewinnung bis hin zu Maßnahmen im Verkehr wurde eine Vielzahl von Themen und Fragestellungen von Steininger aufgegriffen und im kollegialen Rahmen besprochen.

Diverse Ansätze am diversen Podium

Die neuen Perspektiven, die die Studierenden durch das Kamingespräch gewinnen konnten, trafen in der anschließenden Abendveranstaltung auf weitere beachtenswerte Aspekte, die vor allem durch den breitgefächerten Charakter des Podiums geliefert wurden. Dieses deckte Klimaaktivismus, wissenschaftliche Forschung als auch die Interessen der Industrie ab. 

Georg Knill, der Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, betonte dabei die bedeutende Rolle der Industrie für den Wirtschaftsstandort Steiermark und Österreich. Er kritisierte, dass bestimmte Maßnahmen wie CO2-Bepreisung einen Wettbewerbsnachteil für Betriebe bringen würden. Dass der Klimawandel daher auf globaler und allumfassender Ebene angegangen werden müsste, bemerkte Jasmin Duregger. Die Greenpeace Umweltexpertin pocht auf die Rolle der Regierung, klare Zeichen für einen Wandel hin zu umweltverträglichen Prozessen und weg von umweltschädlichen und veralteten Fahrplänen.

Für diese relativ neuen Strukturen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen erst in Ausarbeitung, so Universitätsprofessorin Eva Schulev-Steindl. Die Umweltrechtlerin der Universität Graz befasst sich unter anderem mit der rechtlichen Form von Klimaklagen. Eine solche wird derzeit auch von Greenpeace Österreich durchgeführt. Spezifisch geht es dabei um die Forderung, klimaschädliche Gesetze (Greenpeace führt hier beispielsweise die Kerosinsteuer-Befreiung an) abzuschaffen. Besonders stichhaltig seien diese Klagen allerdings noch nicht, so Schulev-Steindl. Es fehle oft an Präzision, die Klagen seien zu breit gefächert. 

Karl Steininger sieht in dem präsentierten Regierungsprogramm der Koalition ÖVP und Grüne den größten Schritt in die richtige Richtung, der bisher gemacht wurde, hält sich bezüglich der Möglichkeit der Umsetzung aller erwähnten Schritte aber verhalten zurück. Das Ziel der Klimaneutralität 2040 sei ambitioniert, man dürfe auf die konkreten Maßnahmen gespannt sein. Fest steht, ohne allumfassende und holistische Ansätze wird es nicht gehen – man müsse an allen Strängen ziehen, vom Verkehr über Wohnen bis hin zu Landwirtschaft. 

Nach der Veranstaltung wurde noch bis spät in die Nacht weiterdiskutiert, Klimaabkommen bis ins Detail analysiert und über die konkreten Maßnahmen für Österreich spekuliert. Der Klimawandel bleibt wohl noch länger das Thema Nummer eins, betrifft er doch auch jeden von uns. 

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Diskussionsabend: Die Steiermark und der Klimawandel

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Der Club Alpbach Steiermark lud zu einem Diskussionsabend zum Thema Klimawandel und seinen Folgen in der Steiermark. Warum man Klimaschutz und Klimaanpassung nicht trennen kann und welche konkreten Maßnahmen getroffen werden (sollten).

An einem sonnigen Abend des 1. April lässt es sich nicht nur gut den ersten Spritzer im Freien konsumieren, sondern auch bestens über die klimatischen Veränderungen in und um Graz diskutieren. Das bewies der Club Alpbach Steiermark mit einer Veranstaltung im RESOWI-Gebäude am Campus der Universität Graz. Am Podium sprachen Andrea Gössinger-Wieser (Klimaschutzkoordinatorin des Landes Steiermark), Franz Prettenthaler (Leiter des Joanneum Research LIFE: Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft) sowie Mario Winkler (Leiter der Kommunikation der Österreichischen Hagelversicherung).

Alles steht im Verhältnis zueinander, alles beeinflusst sich, oder wie Alexander von Humboldt bereits im 18. Jahrhundert wusste: “Alles ist Wechselwirkung.” Mit diesem Verweis begrüßte Club-Vorsitzender Herwig Hösele die Gäste und übergab sogleich an den Moderator Michael Bobik. Jener hatte ein Requisit parat: Eine Karte von den USA, die zeigte, dass die Mehrheit der Bundesstaaten den Klimawandel leugne. Dass sich das Klima im Wandel befindet, das bezweifelte keiner der hier anwesenden Gäste. Die angebrachte Frage sei also viel mehr, was das Land Steiermark tun könne, um die Folgen dieses Wandels zu beherrschen.

Club-Vorsitzender Hösele begrüßt mit den Worten Alexander von Humboldts. (c) Manuel P. Neubauer

Das Land habe zur Bewältigung der Klimaanpassung fünf Clusterbereiche definiert, für die Strategien auf Gemeinde- und Landesebene entwickelt würden, berichtete Gössinger-Wieser (nachzulesen unter https://bit.ly/2WDM4gX). Die Realisierung dieser Lösungsansätze hänge stark von der Zusammenarbeit in der Landesregierung ab. Die Länge von Verfahren zu beispielsweise Hitzeschutzplänen oder Hochwasserschutzmaßnahmen sei nicht einfach zu bewältigen, aber mit Initiativen wie der kostenlosen Energieberatung für alle sei man auf dem richtigen Weg.

“Wissen tun wir’s schon lange”

Das größte Problem sieht die Klimaschutzkoordinatorin in der Vermittlung: Der Klimawandel würde noch immer nicht klar verstanden, obwohl er bei jedem einzelnen zu Hause statt fände. Mit ihren Demonstrationen wollen Schülerinnen und Schüler unter dem Slogan Fridays for Future diesem Informationsdefizit und der scheinbaren Paralyse der Politik entgegenwirken. Unter diesen Demonstrierenden befinden sich auch die Tochter Gössinger-Wiesers und der Sohn Prettenthalers, der zu den Mitorganisatoren in Graz zählt.

“Wissen tun wir’s ja schon lange, und wenn unsere Gesellschaft in der Pflichterfüllung vorbildlich wäre, dann hätten wir jetzt diese Streiks nichts,” so Prettenthaler. Er plädiert für die Untrennbarkeit von Klimaschutz und Klimaanpassung und für die Zielsetzung einer Zero-Carbon-Industry. Es fehle jedoch nach wie vor an der nötigen Systematik, um das Hin- und Herspiel zwischen Bürger, Wirtschaft und Politik in geregelte Bahnen zu lenken. Positiv betont Prettenthaler das Engagement der EU, die eine der wenigen Zusammenschlüsse sei, die einigermaßen mit dem Pariser Klimaabkommen von 2016 kompatibel seien.

Hotspot Steiermark

Die Steiermark sei für fast alle Wetterereignisse ein Hotspot in Österreich. Das mache sich vor allem in der Landwirtschaft bemerkbar, so Winkler. “Jeder der isst, ist auch Teil der Landwirtschaft”, gibt der Versicherungsexperte zu bedenken und verweist auf die schwerwiegenden Hagelschauer, die 2016 einen Rekord verzeichneten. Die Unwetterrisiken haben seit der Jahrtausendwende zugenommen, auch wenn Österreich noch immer zu den moderaten Gebieten zähle. “Österreich ist gut gewappnet,” wirft Prettenthaler ein, “die Frage ist aber, wo die Menschen hingehen, deren Länder unbewohnbar werden.” Ein hörbares Seufzen erfüllt den Seminarraum.

Winkler, Gössinger-Wieser, Bobik und Prettenthaler (v.l.n.r.). (c) Manuel P. Neubauer

Was also kann konkret getan werden, um nicht nur gut gewappnet, sondern vorbildlich und zukunftsweisend zu sein? Es wird das Schlagwort “Copenhagenization” genannt, die Dringlichkeit effizienter Gebäudesanierungen angesprochen, und es gäbe noch viel mehr, so Prettenthaler. Konkret klingt anders, baldige Umsetzung auch.

Dazu stellt der anwesende Stadtrat Günter Riegler eine weiterführende Frage: Brauchen wir Verzicht, wenn wir das Klima retten wollen? Gössinger-Wieser meint darauf ganz offen, Verzicht komme in der Politik nicht besonders gut an, es solle daher eher ein Umdenken hin zu Qualitätssteigerung gefordert werden. Dazu gehöre, dem fossilen Energieträger endlich den Preis zu geben, den er wirklich habe, um so einen Anreiz auf Umstieg zu schaffen. Wichtig sei auch eine nachhaltige Gestaltung der Raumordnung, ein solider und leistungsfähiger Verkehr sowie leistbares und nachhaltiges Wohnen, sind sich die Podiumsgäste einig. Dass das aber eine Jahrhundertaufgabe sei, gibt zu bedenken.

Ähnlichen Gedanken gingen die Anwesenden nach Abschluss der Fragerunde aus dem Publikum noch bei einem Buffet nach. Mit gefülltem Magen und einem Gläschen in der Hand wird man ja bekanntlich kreativer, und auf Qualität zu setzen ist doch angenehmer als zu verzichten.

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